Bereits 2007 kündigte der deutsche Softwarehersteller SAP die rein webbasierte Geschäftssoftware-Suite „SAP Business ByDesign“ (BYD) an. Breit lanciert wurde sie aber erst im Sommer 2010, seit Anfang 2011 ist die On-Demand-Lösung auch in der Schweiz erhältlich. In den vergangenen Jahren kämpfte SAP vor allem mit Performance-Problemen, die auf eine anfänglich wohl altertümliche Hosting-Variante zurückzuführen waren. Damit scheint es vorbei: BYD sie „keine Mickey-Mouse-Software“, wie einer der SAP-Verantwortlichen am heutigen Medien-Roundtable in Regensdorf sagte.
Business ByDesign für die Jungfirma
Bei der Entwicklung der komplett neuen Lösung stand laut SAP die Einfachheit im Vordergrund. BYD wird von SAP mit dem iPhone von Apple verglichen. Ironischerweise ein Vergleich, der letztes Jahr auch vom grossen SAP-Konkurrenten Oracle gemacht wurde. Was die Business-IT-Anbieter damit meinen, ist die Reduktion der Komplexität sowie ein gut funktionierendes Ökosystem. Konsequenterweise hat SAP für BYD einen Store angekündigt, der im Mai live gehen soll – ein „iTunes fürs Business“. Darin soll es künftig Applikationen geben, die BYD sinnvoll ergänzen.
Weltweit hat SAP derzeit rund 250 BYD-Kunden, Ende Jahr sollen es 1000 sein. In der Schweiz sind es bislang lediglich vier Unternehmen. Darunter befindet sich auch ein Softwarehersteller mit 40 Usern, der von Abacus auf BYD migriert habe. Die entscheidende Frage ist allerdings, inwiefern sich SAP selbst kannibalisiert. Schliesslich adressiert SAP mit BYD vorwiegend kleine und mittlere Unternehmen (KMU) von 10 bis 500 Arbeitsplätzen, wobei die Grenze nach oben natürlich beliebig dehnbar ist. In diesem Segment ist SAP aber bereits mit SAP Business All-in-One (30 – 2500 User) und SAP Business One (5 bis 100 User) tätig. Gemäss Kurt Sidler, bei SAP Schweiz für das KMU-Geschäft verantwortlich, verwenden zurzeit zirka tausend Schweizer Firmen SAP Business All-in-One, bei SAP Business One sind es ungefähr 800. SAP argumentiert, BYD sei eine neue Software-Generation und deshalb auch für eine neue Generation von Unternehmen geeignet: Der 30-jährige CEO wurde als typischer BYD-Käufer mehrmals erwähnt.
Gesättigter Markt
Unabhängig von der Generationenfrage betritt SAP mit BYD einen weitgehend (vor allem von SAP selbst) gesättigten Markt, für den ein „ERP aus der Cloud“ keineswegs fremd ist. Der seit Anfang Jahr amtierende SAP-Schweiz-Chef Stefan Höchbauer hat die Einführung von BYD in der Schweiz denn auch als eine seiner Hauptaufgaben bezeichnet. „Es ist die einzige voll integrierte ERP-Lösung, die on demand zur Verfügung steht“, behauptet Höchbauer. SAP möchte den Schweizer Markt mit BYD gezielt „von unten“ aufrollen, sprich bei den Firmen anfangen, die vielleicht nur ein Dutzend Mitarbeitende haben. Im Mittelpunkt steht die weit gefächerte Branche Service-Industrie, gefolgt von Handel und Fertigung.
Die flexibel einsetzbare Lösung soll die Kosten reduzieren, weil man nur für jene Module bezahlt, die man auch wirklich nutzen will. So kann ein Kunde beispielsweise auch nur die CRM-Funktionalitäten kaufen: Für einen CRM-Arbeitsplatz bezahlt man 104 Franken pro Monat. Ein kompletter BYD-Arbeitsplatz kostet 175 Franken pro Monat. Ab zehn Lizenzen ist man dabei. Zurzeit ist die Version 2.6 verfügbar, Ende Juli wird mit der Version 3.0 auch die Romandie berücksichtigt. Für 2012 ist die Version 3.5 angekündigt.
Gleichzeitig lanciert SAP laufend einzelne Komponenten, wie etwa das CRM, separat als On-Demand-Lösung. Das macht die ganze Angelegenheit zwar nicht übersichtlicher, zeigt aber, dass SAP den Weg in die Cloud konsequent gehen will. Was es für SAP-Partnerunternehmen bedeutet, wenn SAP die Software nur noch übers Internet anbietet, lesen Sie auf inside-channels.ch, unserer Newsseite für Reseller und Systemintegratoren.
Quelle:www.inside-it.ch