Quelle: Welt.de
Artikel erschienen am 17. Okt 2003
Walldorf – Europas größter Softwarekonzern SAP hat
nach einem überraschend hohen Gewinnsprung im dritten Quartal
seine Renditeprognose für das Gesamtjahr nach oben korrigiert.
Die Walldorfer wollen ihre Gewinnmarge nun um zwei statt wie bisher
geplant um ein bis 1,5 Prozentpunkte ausbauen. Vorstandschef
Henning Kagermann sprach von einem sehr guten Quartalsergebnis in
einem schwierigen Marktumfeld. Analysten hatten mit weitaus
schwächeren Zahlen gerechnet.
Der Weltmarktführer für Standardsoftware zur
Unternehmensführung steigerte das Ergebnis nach Steuern im
dritten Quartal um 25 Prozent auf 252 (Vorjahr: 202) Mio. Euro. Das
operative Ergebnis erhöhte sich zwischen Juli und September um
23 Prozent auf 413 Mio. Euro.
Der Umsatz ging zwar leicht um drei Prozent auf 1,65 Mrd. Euro
zurück. Im traditionell eher schwachen dritten Quartal waren
aber die wichtigen Lizenzerlöse des Walldorfer Softwarehauses
mit 433 (435) Mio. Euro fast stabil geblieben. Der Wert gilt als
wichtige Größe, da Nachfolgeeinnahmen durch Wartungs-
und Serviceleistungen zu erwarten sind.
Nach Angaben von Kagermann trug vor allem das US-Geschäft
zu dem guten Ergebnis bei. Die Softwarelizenzumsätze seien in
der Region Amerika um 35 Prozent gestiegen. Damit habe SAP seine
Position als Nummer eins in den USA weiter ausgebaut. Auch weltweit
habe SAP im dritten Quartal erneut Marktanteile hinzugewonnen. Bei
den Softwarelizenzen betrage der weltweite Marktanteil im Vergleich
zu den wichtigsten und größten Wettbewerbern
mittlerweile 57 Prozent, nach 55 Prozent zum Ende des zweiten
Quartals. In der gesamten Branche, in der auch noch unzählige
kleine Unternehmen mit agieren, wird der SAP-Marktanteil auf rund
18 Prozent geschätzt.
Mit der erfolgreichen Zwischenbilanz hat der Branchenprimus den
Trend aus den Vorquartalen fortgeschrieben. SAP hatte im ersten
Halbjahr 405 Mio. Euro verdient. Im Jahr zuvor war noch ein Verlust
von 167 Mio. Euro aufgelaufen. 2002 war die SAP-Bilanz durch
Abschreibungen auf die US-Beteiligung Commerce One in Höhe von
297 Mio. Euro stark belastet. Der Umsatz ist im ersten Halbjahr
2003 um acht Prozent auf 3,2 Mrd. Euro gesunken. In den ersten neun
Monaten wurde der Überschuss von 35 Mio. Euro im Vorjahr auf
657 Mio. Euro gesteigert. Der Umsatz verringerte sich um sechs
Prozent auf 4,8 Mrd. Euro.
Die operative Marge, in der die Aufwendungen für
Aktienoptionen der Mitarbeiter und Übernahmen nicht
berücksichtigt sind, ist ein entscheidendes Kriterium bei SAP.
Im vergangenen Jahr hatte die operative Marge knapp 23 Prozent
betragen. Bis 2004 sollte sie nach ersten Planungen 25 Prozent
erreichen, mittelfristig 27 bis 28 Prozent.
Nicht ganz so glatt lief das Quartal beim SAP-Konkurrenten
Siebel: Der kalifornische Softwarekonzern konnte zwar dank scharfer
Kostenschnitte seinen Verlust von 92,1 auf 59,3 Mio. Dollar
verringern. Die schwache Konjunktur und der wachsende
Wettbewerbsdruck haben jedoch den Umsatz erneut deutlich auf 321,4
(357,1) Mio. Dollar gedrückt.
Die Neunmonatserlöse fielen ebenfalls kräftig auf
987,5 Mio. (1,2 Mrd.) Dollar. In den ersten neun Monaten hat Siebel
44,9 Mio. Dollar Verluste eingefahren. Im Vorjahr hatte noch ein
kleiner Gewinn von 2,3 Mio. Dollar in den Büchern gestanden.
dpa/hc