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Von Christopher Lawton und Philipp Grontzki

WALLDORF, Dezember 2011-SAP steigt mit einem milliardenschweren Zukauf massiv in das aufstrebende Geschäft mit so genannten Cloud-basierten Softwareprogrammen ein. Der Walldorfer Softwareriese kündigte am Samstagabend die Übernahme des kalifornischen Unternehmens SuccessFactors für 3,4 Mrd USD in bar an. Die SAP AG tritt mit dem Zukauf in die Fußstapfen von Wettbewerber Oracle, der seine Programme ebenfalls über das Internet anbieten will und dafür im Oktober für 1,4 Mrd USD RightNow übernommen hatte, einen Hersteller von Online-Kundenmanagement-Programmen.

Diese Unternehmen haben sich auf Programme spezialisiert, die nicht traditionell über die Computer der Anwender laufen sondern im Internet installiert werden. Das Geschäft mit Cloud Computing wächst rasant, weil die Programme sowohl kostengünstiger als auch einfacher zu nutzen sind.

„Die ist ein wesentlicher Bestandteil für das künftige Wachstum der SAP. Die Zusammenführung von SuccessFactors‘ Team, Fachkompetenz sowie Technologie mit der SAP wird ein echtes Schwergewicht im Cloud-Segment bilden“, kommentierte Co-Vorstandssprecher Bill McDermott die Übernahme.

SAP zahlt für SuccessFactors, die sich auf Personalmanagement-Programme spezialisiert hat, 40 USD je Aktie, ein Aufschlag von 52% auf den Schlusskurs am Freitag. Finanzierungsprobleme bereitet die Transaktion nicht. Angesichts des hohen Cashflows kann SAP die Transaktion überwiegend aus liquiden Mitteln finanzieren. Notwendig ist nur ein Kredit über 1 Mrd EUR.

Analysten bewerten den von SAP gebotenen Aufschlag dennoch als hohen Preis für ein Unternehmen, das im nächsten Jahr einen Umsatz von lediglich 400 Mio USD erwartet und das noch viel investieren muss, um im Markt Fuß zu fassen. Analyst Paul Hamerman von Forrester Research sagte, die schwierige Aufgabe für SAP bestehe nun darin, den Zukauf so in den Konzern zu integrieren, dass dies die gesamte Cloud-Strategie nach vorne bringe.

Der hohe Preis zeigt, für wie wichtig SAP das Geschäft mit Cloud-Applikationen in der Zukunft hält. Der Markt belief sich 2010 zwar lediglich auf 10 Mrd USD Umsatz, dürften sich aber bis 2015 auf 21,3 Mrd USD mehr als verdoppeln, glaubt das Forschungsinstitut Gartner. Das traditionelle Software-Geschäft war mit 104 Mrd USD im vergangenen Jahr viel größter, wächst aber deutlich langsamer.

In SuccessFactors sieht SAP mit 3.500 Kunden und 15 Millionen Anwendern eins der am schnellsten wachsenden Unternehmen im Sektor. Die Kalifornier beschäftigen mehr als 1.450 Mitarbeiter und generieren mehr als 80% des Umsatzes mit Applikationen, die nicht älter als fünf Jahre sind.

Der Gründer und CEO von SuccessFactors, Lars Dalgaard, soll künftig das Cloud-basierte Geschäft von SAP leiten und wird auch in den Vorstand des Walldorfer Konzerns eintreten. Zudem soll er weiter SuccessFactors führen, das Unternehmen wird als unabhängige Einheit weitergeführt.

Die eigenen Versuche von SAP, im internetbasierten Geschäft Fuß zu fassen, waren bisher nicht von großem Erfolg gekrönt. 2007 starteten die Walldorfer die Web-Software Business ByDesign und erhofften sich davon bis 2010 rund 10.000 Kunden. Das Ziel verfehlte SAP jedoch. Am Samstagabend sagte Co-Vorstandssprecher Jim Hagemann Snabe, wie zuletzt geplant werde SAP bis zum Jahresende 1.000 Business ByDesign-Kunden haben.

Die milliardenschwere Übernahme ist insofern keine große Überraschung, da SAP-Manager im vergangenen Monat in Interviews gesagt hatten, wieder für einen großen Zukauf bereit zu sein. Zuletzt hatte SAP 2010 für 5,8 Mrd USD das US-Unternehmen Sybase gekauft, einen bekannten Hersteller von mobilen Software-Anwendungen.

Das mittelfristige Ziel von SAP, einen Umsatz von 20 Mrd EUR bis 2015 zu erzielen, könne mit der Übernahme übertroffen werden, kündigte Finanzvorstand Werner Brandt an. Im vergangenen Jahr hatte der DAX-Konzern 12,5 Mrd EUR umgesetzt. An ihrem Margenziel von 35% halten die Walldorfer fest. Im nächsten Jahr werde der Deal den Gewinn verwässern, anschließend soll er aber steigern.

Quelle:www.maerkischeallgemeine.de