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MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE)
Während SAP und andere ERP-Anbieter die Übernahme von
Navision durch Microsoft mit Gelassenheit hinnehmen (Computerwoche
online berichtete), geht Sage nun zum Gegenangriff über. Der
britische Finanzsoftwareanbieter befürchtet die Entstehung
eines Monopols und will daher den Kauf von verschiedenen
Wettbewerbsbehörden untersuchen lassen. CEO Paul Stobart
rechnet damit, dass die Gates-Company die erworbene
Navision-Software zusammen mit ihrem SQL-Server oder Office-Paket
zu einer kompletten Geschäftslösung für kleine und
mittelständische Unternehmen (KMU) bündelt.
Anschließend könnte Microsoft ein weiteres Marktmonopol
aufbauen, indem die Redmonter mit deutlichen Preissenkungen ihre
Konkurrenten – darunter auch Sage – aus dem Feld drängen.

Bei Gesprächen mit verschiedenen nationalen
Kartellbehörden und der EU-Kommission stieß Stobert in
Kopenhagen bereits auf offene Ohren: Die dänischen
Wettbewerbshüter untersuchen zwar nicht die Akquisition als
solche. Nach Angaben einer Sprecherin der Konkurrence Styrelsen
werde aber die Position der Marktteilnehmer in Dänemark
überprüft und Stimmen von anderen Anbietern eingeholt.
Navision besitzt in Dänemark eine Quasi-Monopolstellung im
Bereich ERP, während Microsoft den Markt für Datenbank-
und Betriebssysteme dominiert. Die dänischen
Wettbewerbshüter können jedoch nicht über die
Akquisition entscheiden, da weder Microsoft noch Navision vor Ort
mehr als 3,8 Milliarden Kronen (509 Millionen Euro) Jahresumsatz
erwirtschaften. Auch bei der EU muss Microsoft keine Zustimmung
für den Kauf einholen. Falls die dänischen Kollegen
jedoch einen Antrag stellen, könnte die EU-Kommission die
Navision-Übernahme in ihren Antitrust-Untersuchungen gegen
Microsoft aufnehmen.