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MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE vom 05.09.2001) –
Parallel zu seinem Rücktritt bezeichnet Peter Kabel in einem
Abschiedsbrief an seine Mitarbeiter Aktionäre und Banken als
Hauptverantwortliche für die Insolvenz von Kabel New Media.
Zwar räumt der ehemalige Vorstandsvorsitzende bei der Suche
nach Gründen für das Scheitern Fehleinschätzungen im
Management ein, die Hauptschuld liege seiner Meinung nach aber in
anderen Faktoren. So habe etwa der frühe Börsengang nur
ein Bruchteil der Mittel eingebracht, die deutlich kleinere
Mitbewerber später aufgenommen haben, schreibt Kabel.
Außerdem behinderten seiner Ansicht nach die
Anfechtungsklagen von „erpresserisch agierenden Kleinanlegern“ im
Zusammenhang mit einer außerordentlichen Hauptversammlung im
Frühjahr 2000 die Geschäftstätigkeiten seines
Unternehmens bis in den Januar des Folgejahres hinein. Als
entscheidend für den Untergang bezeichnet Kabel die Pleite des
Großkunden ISL und die damit verbundenen Millionenverluste.
Auch die darauf folgende „indifferente Haltung der
Großaktionäre beim Versuch der Rettung und der Unwillen
der Hausbank zur Hilfe“ kritisiert Kabel. Zugleich wehrt er sich in
dem Brief gegen erhobene Vorwürfe und versichert, keine
Umstände oder Vorgänge zu kennen, die unrecht oder gar
kriminell waren. Er sei sich sicher, dass dies irgendwann auch
juristisch zweifelsfrei feststehen wird – wenn auch ohne die
jetzige Medienaufmerksamkeit.