Der US-Bundesstaat Kalifornien hat das Angebot
von Oracle und dessen Reseller Logicon angenommen, einen
Liefervertrag über 95 Millionen Dollar zu annullieren. Damit
hat die peinliche Affäre um einen dubiosen Beschaffungsprozess
rund um den Softwarehersteller ihren vorläufigen
Höhepunkt erreicht.
Der Vertrag über Software zum Datenbankmanagement war im
vergangenen Mai geschlossen worden und sollte eine Laufzeit von
sieben Jahren haben. Allerdings gibt es auch 12 Monate nach den
ersten Zahlungen keinen einzigen Beamten der Verwaltung des
Bundesstaats, der Oracle-Software für seine Arbeit einsetzt.
Das musste der demokratische Gouverneur Gray Davis mitsamt seiner
Administration gegenüber dem Rechnungshof in Sacramento
einräumen.
Die anrüchige Geschichte sorgt nicht nur im Silicon Valley,
sondern auch über Kalifornien hinaus, für Aufsehen und
beschädigt zweifelsohne den Ruf der Ellison-Company. Mehrere
Fakten sprechen dafür, dass Oracle seine bekannt aggressive
Marketinggewohnheiten auch bei diesem Kunden eingesetzt hat: Es
gab, entgegen den Vorschriften, kein öffentliches
Ausschreibungsverfahren; im Vertrag findet sich kein Passus, mit
dem auf sinkende Preise oder mögliche Updates der Software
reagiert werden könnte; die Zahl der Lizenzen übersteigt
die Zahl der momentan beschäftigten Beamten.
Darüber hinaus musste allerdings auch ein Mitarbeiter des
Gouverneurs seinen Hut nehmen, weil er kurz nach
Vertragsunterzeichnung nachweislich eine Spende über 25 000
Dollar von Oracle angenommen hatte, die für die bevorstehende
Wahlkampagne des Demokraten bestimmt war. Der CIO des Bundesstaats
Kalifornien wurde in der vergangenen Woche suspendiert.
Weil die Staatsanwälte befürchteten, digitale
Aufzeichnungen könnten gezielt vernichtet werden, wurden
Beamte der Highway Patrol abgestellt, um das IT-Ministerium zu
bewachen. Die oppositionellen Republikaner fordern jetzt eine
Untersuchung von Anwälten des Bundes in Washington, D.C.