SAP-Vorstand Agassi geht – und schon
fällt die Aktie des Unternehmens ins Minus. Der Manager galt
als Kronprinz im Konzern. SAP-Mitgründer Plattner hatte
vergeblich versucht, ihn zum Bleiben zu bewegen. Doch Agassi will
sich lieber um Umweltpolitik und den Staat Israel
kümmern.
Walldorf/Frankfurt am Main – Während die deutschen
Standardwerte heute zulegten, bildete die Aktie des Walldorfer
Softwareherstellers SAP das Schlusslicht im Dax zeigen. Nach dem
Rücktritt von Technik-Vorstand Shai Agassi gab der Kurs bis
zum Mittag um 1,37 Prozent auf 33,17 Euro nach.
Noch-SAP-Mann Agassi: Zögling von SAP-Gründer Plattner
Händlern zufolge werde die Aktie von dem Rücktritt
belastet. Agassi sei hoch angesehen gewesen und werde schwer zu
ersetzen sein. „Sein Rücktritt wird sicherlich Einfluss auf
die Stimmung der Investoren haben“, sagte ein Börsianer
heute.
Agassi verlässt das Unternehmen zum 1. April. Sein
Nachfolger als stellvertretender Vorstandssprecher wird Leo
Apotheker. Zudem kündigte SAP eine umfassende Änderung
der Management-Struktur an.
Der 39-jährige Agassi, designierter Nachfolger von SAP-Chef
Henning Kagermann, wolle „sich so rasch wie möglich
verstärkt seinen persönlichen Interessen in den Bereichen
Umweltpolitik, alternative Energien und weiteren Themen widmen“,
teilte SAP mit. Das Ausscheiden aus dem Unternehmen erfolge „in
wechselseitigem Einverständnis“. Der gebürtige Israeli
Agassi selbst erklärte, er wolle künftig nicht nur in der
Umweltpolitik, sondern auch „für die Zukunft des Staates
Israel“ arbeiten.
Agassi galt als Zögling von SAP-Gründer und
Aufsichtsratsvorsitzenden Hasso Plattner. Zuletzt habe es aber in
der Unternehmenszentrale in Walldorf Medienberichten zufolge immer
mehr Vorbehalte gegen Agassi und seinen als amerikanisch geltenden
Führungsstil gegeben.
Plattner erklärte, er habe Agassi darüber informiert,
dass er Nachfolger von Kagermann werden solle. Nach der
Verlängerung von Kagermanns Vertrag bis 2009 sei aber deutlich
geworden, dass sich Agassi mit einer zehn- bis 15-jährigen
Bindung an SAP „schwer getan hätte“. Agassi sei nicht
glücklich gewesen, als Plattner Kagermann bat, länger an
der Spitze des Unternehmens zu bleiben. Agassi werde Plattner
weiterhin als Berater für Technologie, Innovation und
Markttrends „zur Seite stehen“ und auch ein Büro im
SAP-Entwicklungszentrum im kalifornischen Palo Alto behalten.
In den USA muss sich SAP derzeit gegen eine Klage des
US-Konkurrenten Oracle wehren, der dem Walldorfer Konzern den
Diebstahl von Daten in großem Maßstab vorwirft. Danach
soll SAP sich systematisch und illegal Zugang zu Online-Seiten von
Oracle für die Software-Unterstützung der Kunden
verschafft haben. Plattner verneinte heute während einer
Telefonkonferenz einen Zusammenhang zwischen dem Ausscheiden von
Agassi und der Klage wegen angeblichen Datenklaus.