CCRM-NEWSLETTER vom 04.12.2000
Die Aktie des Software-Konzerns SAP befindet sich im freien Fall.
Ursachen sind wie oft Skepsis gegenüber Technologiewerten und
Zweifel an den Wachstumsaussichten. Fundamentale Gründe gibt
es laut Analysten nicht. Doch wegen des unberechenbaren Umfelds
bleiben die Experten bis Jahresende vorsichtig.
koe FRANKFURT/M. Harte Zeiten für Besitzer von SAP-Aktien:
Allein am Dienstag und Mittwoch dieser Woche büßte ihr
Papier zunächst 6 % und dann nochmals 8 % an Wert ein. Die
Verluste setzen den seit September andauernden Abwärtstrend
des einstigen Börsenlieblings fort. Mit rund 160 Euro notieren
die SAP-Vorzüge 56 % unter ihrem Jahreshoch von 364 Euro.
Ungewissheit bis zum Jahresende
Besserung ist kaum in Sicht, die Analysten bleiben skeptisch.
„Angesichts der derzeitigen Stimmung ist eine Aussage
über die Kursentwicklung bis Jahresende alles andere als
einfach“, sagt Friedrike Herkommer von der Hypo-Vereinsbank.
Achim Fehrenbacher von der M.M. Warburg Bank & Co.
ergänzt: „Neue Zahlen wird es bis Jahresende nicht
geben. Der SAP-Kurs wird stark vom allgemeinen Umfeld
abhängen“. Ein weiteres Indiz für die Unsicherheit
sind die stark abweichenden Kursziele. Während die Analysten
von Schroeder Salomon Smith Barney ihr Ziel von 175 auf 125 Euro
gesenkt haben, geben Morgan Stanley Dean Winter 267 Euro und
Merrill Lynch 280 Euro vor.
Die so genannten B2B-Werte – Aktien von Firmen, die
Software zur Steuerung von Geschäften über das Internet
verkaufen – finden auf dem US-Börsenparkett generell
zurzeit kaum Freunde. Das zeigte sich erneut am Dienstag dieser
Woche, als an der US-Technologiebörse Nasdaq B2B-Aktien in den
Keller geschickt wurden. So verloren i2 Technologies 10 %, Commerce
One 12 % und Broadvision sogar 20 % ihres Wertes. Von Oracle bis i2
notieren nahezu alle B2B-Anbieter gegenwärtig rund 50 %
unterhalb ihrer 52-Wochen-Hochs.
Begründet werden die Verluste seit Wochen mit immer wieder
den gleichen Argumenten. Die großen Konzerne könnten
ihre Software-Budgets angesichts des sich verlangsamenden
US-Wachstums kürzen oder zeitlich strecken. Forciert
würde dies noch durch den anhaltend hohen Ölpreis, der
die Kosten der Unternehmen zusätzlich belaste. Gleichzeitig
verweisen Investoren auf die zunehmende Schwäche in Amerika
wegen des Hick-Hacks um die Präsidentenwahl.